Bittersweet symphony im neuen Orchester

Da war sie wieder, die Endstation – noch nicht im ganz großen Theater, aber doch in einem etwas anspruchsvolleren Orchester als letztes Jahr, namens Unterliga. Dem Team von Neo-Dirigent Püsche sah man aber von Anfang an keine Nervösitat an. Ganz im Gegenteil, der FCEH, bei dem das neue Trainergespann Püsche/Dosek doch auf der einen oder anderen Position etwas Neues ausprobierte, begann forsch und versuchte, schnell nach vorne zu spielen. Dem gelb-schwarzen Aufgebot stand ein jungen, laufstarkes Döblinger Team gegenüber, das von einigen mitgereisten Fans bereits beim Aufwärmen lautstark unterstützt wurde. Im Endstation-Sektor war es noch verdächtig ruhig – sollte die erste Unterliga-Partie gleich ein Auswärtsspiel auf eigenem Platz werden?

Nein, diese Gefahr bestand keine Sekunde. Denn mit Anpfiff wusste man, dass die Stille beim Aufwärmen nur die Ruhe vor dem Sturm war. Die FCEH-Fans, wieder zahlreich erschienen und stimmgewaltig wie immer, wussten, dass ihre elf Freunde da unten jede noch erdenkliche Unterstützung dringend brauchten.

Dafür gaben sie auch etwas zurück – in Form von Toren. Nach einem Eckball für Lokomotive Döbling spielte Dosek einen weiten Pass nach vorne, um das Mittelfeld schnell zu überbrücken, die Abwehr bekam den Ball nicht weg, und Michi Muschal stand wieder einmal dort, wo es was zu erben gab. Ohne zu zögern zog Muschal aus 20 Metern ab und überhob den etwas zu weit aus seinem Tor gekommenen Tormann zur Führung (23.). Ein Traumstart ins Spiel, in die Saison, in den Abend. Doch der Gegner steckte nicht auf, sondern zeigte eine „Jetzt erst recht“-Reaktion. Der FCEH wehrte sich nach Kräften, und wurde dafür belohnt. Einwurf FCEH, Michi Muschal schaltet am schnellsten, bedient Aistleitner, der sich wunderschön durchsetzt und knapp am gegnerischen Torhüter scheitert. Den Abpraller vom Elferpunkt lässt sich der Routinier Figl aber nicht entgehen – 2:0 (26.).

Kurze Zeit später vergab die Endstation sogar bei einer Triple-Chance das 3:0, ein Freistoß von Oliver Strobl landete an der Latte. Eigentlich waren sich alle Beteiligten sicher, dass dieses Spiel nicht mehr aus der Hand gegeben werden kann. Bis zum 2:0 erspielten sich die Gäste zwar immer wieder Halbchancen, die richtig große war aber nicht dabei. Das änderte sich kurz vor der Pause in Minute 41. Corner FCEH, beim schnellen Konter des Gegners vergisst das Endstation-Mittelfeld, dass man auch taktische Fouls begehen kann, und die Lok aus Döbling rauscht ungebremst Richtung FCEH-Tor, in dem Mayer beim Abschluss ins kurze Eck nicht mehr an den Ball herankommt (41.). Ein ungünstiger Zeitpunkt für den Anschlusstreffer, der einen toten Gegner wieder zum Leben erweckte.

In der Pause kam Florian Strobl für Benedikt Holzmann. Der neue Coach, sichtlich zufrieden, hatte noch ein paar Anmerkungen zu machen, bevor es los ging mit Durchgang 2. Leider ließ sich unser Team jetzt zu sehr in die eigene Hälfte drängen, Lokomotive Döbling roch jetzt den Ausgleich. Aber die gelb-schwarze Defensive stand nicht schlecht und hatte bei einem Lattenschuss der Gäste auch das nötige Glück. Dann die 73. Minute. Dass eine Ecke in diesem Spiel bisher (!) eher ein Nachteil denn ein Vorteil war, hatte die Endstation beim 0:1 selbst am eigenen Leib zu spüren bekommen. Diesmal drehte sie den Spieß um. Aistleitner, der heute ein unglauliches Laufpensum an den Tag legte, fing einen Pass ab , um Sekunden später selbst einen solchen der Marke „Weltklasse“ zu spielen. Michi Muschal überzuckerte die Situation in seiner typischen Art und schloss trocken ab – 3:1 (73.)!

Leider kommen wir jetzt zum unerfreulichen Teil. Der FCEH ging 15 Minuten vor Schluss konditionell bereits auf dem Zahnfleisch. Etwas Abhilfe schafften die eingewechselten Marcell Muschal, Auer und Lust, trotzdem ging einigen im Mittelfeld langsam aber sicher der Saft aus. Trotzdem ist es – und wir versuchen an dieser Stelle wirklich, eine objektive Sichtweise nicht zu verlieren – einer schier unglaublichen Fehlentscheidung des Schiedsrichtertrios zu verdanken, dass im Endeffekt nur ein Punkt für die Endstation überblieb. Beim 2:3 in Minute 87 hätte nämlich der (sonst sehr kleinlich pfeifende) Schiedsrichter sehen MÜSSEN, dass der Ball vom Stürmer mit dem ausgestreckten (!) Arm ins Tor befördert wurde. Auch der Linienrichter MUSS so etwa sehen. Auf der Zunge muss man sich auch des Linienrichters Erklärung zergehen lassen: er stand mit dem Rücken zur Situation. Aha, also hat er bei der Kantine seine kleine Nichte erblickt und war deshalb zu abgelenkt, das Handspiel anzuzeigen.
Trotz allem muss sich die Endstation natürlich auch beim eigenen Schopf packen, denn Schmidt, der sonst eine solide Partie als neu gewählter Kapitän lieferte, hätten den Ball längst bis auf die Tribüne schlagen müssen. Dass der mitaufgerückte Tormann in Minute 94 (weswegen eigentlich vier Minuten Nachspielzeit, Herr Schiedsrichter?) lag dann an mehreren Faktoren: Dosek verlor das Kopfballduell am kurzen Eck, in der Mitte fühlte sich keiner für den gegnerischen Torhüter (der genauso gekleidet war wie der Schiedsrichter) zuständig, und der traf dann genau ins Eck (94.). Warum die zweite Halbzeit in Summe 57 Minuten (!) dauerte, konnte uns das (angeblich) unparteeische Trio nicht erklären.

Sei es drum, der FCEH zeigte ein starkes Spiel, verpasste es aber leider, dem Gegner im richtigen Moment den (aus sportlicher Sicht) Todesstoß zu versetzen. Beim Stand von 2:0 und beim Stand von 3:1 hatte der FCEH jeweils zwei Großchancen, die, wenn sie genutzt worden wären, wohl das Spiel endgültig entschieden hätten. So bleibt ein bittersüßes Unentschieden, das wenigstens für die vielen, vielen Fans (DANKE!) einiges zu bieten hatte.

1:0 Mi. Muschal (Dosek, 23.)
2:0 Figl (Aistleitner, 26.)
2:1 Unger (41.)
3:1 Mi. Muschal (73., Aistleitner)
3:2 Unger (87.)
3:3 Kirk (94.)

FCEH:
—————Figl (57. Lust)————Mi. Muschal (77. Ma. Muschal)
Dosek———————O. Strobl—————Aistleitner
——–Holzmann (46. F. Strobl)——–Krawinkler——————-
Velharticky————–Schmidt——————-Pichler (67. Auer)
————————Mayer————————————

Gelb: Pichler (31., Unsportlichkeit), O. Strobl (37., Unsportlichkeit), Schmidt (48., Foul)
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2 Kommentare

  1. Enttäuschung – Ärger – Fassungslosigkeit!!!

    Wie können 3 Leute das „übersehen“? War gar Absicht dahinter?
    85 Minuten pfiff das Trio eine ansprechende Partie. Teilweise etwas kleinlich, aber das ist mir immer noch lieber als eine zu harte Gangart durchgehen zu lassen.
    Aber wie dann der Stürmer von Lok Döbling schuldbewusst, eine gelbe Karte erwartend abdreht, kein Roter jubelt und der Schiedsrichter zur Mittellinie deutet,
    das Tor, welches keines war, gibt, wusste ich, dass bange Minuten warten.
    Warum dann 5 Minuten Nachspielzeit? 3 Wechsel bei uns, 2 beim Gegner – ergibt 2,5 Minuten. Sonst war keine nennenswerte Unterbrechung. Wollte der Schiri das X?
    Dass dann der Tormann von Döbling, zwillingsmäßig zum Schiedsrichter gekleidet den Ausgleich köpfelt – bei der Endstationdefensive anfänglich Verwunderung
    aufkam, warum der Schiri ein Tor schiesst – sagt eigentlich alles.

    OK – was solls?!
    Gratuliere der Mannschaft für Ihren Einsatz. Die körperliche Verfassung wird von Spiel zu Spiel, von Training zu Training besser. Auch das taktische Konzept wurde
    ganz gut umgesetzt und wird in den nächsten Spielen verfeinert werden. Heute werd ich mir ein paar Minuten von Rudolfsheim anschauen – mal guckn, wie die so spielen.

    LG, Matiasch

  2. Naja schade meine Herren – aber ich hab mir beim Titelanfang ‚Bittersweet‘ schon schlimmeres erwartet! Freut mich, dass ihr so fein in der Liga mitkicken könnts – bzw. hab mir eigentlich nix anderes erwartet!
    Feinste Grüße aus dem überraschen sonnigen Norden!
    daflo

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