Dottore Bomba

Sonntagabend – der vorübergehend neue, aber immer noch ungewohnte Termin für ein
Endstation-Heimspiel brachte trotzdem einige stramme junge Männer in der Blüte ihres Daseins zum Postplatz, um nach fünf Siegen in Folge deren sechsten zu jagen.
Coach Püsche hatte wieder einmal die Qual der Wahl und schenkte von Beginn an folgender Elf das Vertrauen: Mayer; Resch, Aistleitner, Sladky; Nemeth, Perzl, Ortbauer, Breit; Dosek, Zenuni, Khalil.
Die FCEH-Recken, heute ganz in Schwarz gekleidet, starteten ambitioniert in die Partie, allerdings verlegte sich der Gegner namens Eventus zu Beginn darauf, hinten in einer massierten Defensive zu stehen und auf Fehler der Ratten zu warten. Mit schnellem Kick-and-Rush-Fußball der feinsten DSG-Sorte wurde dann immer wieder einer der Gäste am Flügel auf die Reise geschickt, um dann die nachrückenden Kollegen mit Flanken zu versorgen. Das war in den ersten 20 Minuten die einzige Sorgenfalte auf der FCEH-Stirn, hinter der die offensiven Akteure in der Anfangsphase auch die eine oder andere gute Angriffsidee hatten – die Ausführung war aber meist von Fehlern geprägt.
Und wie so oft war es auch an diesem Abend so, dass sich der Fußballsport zunächst als fieser, ungerechter Zeitgenosse präsentiert und jene Mannschaft in die Führungsposition bringt, die bis dahin gemeinhin als jene Truppe bekannt war, die weniger zur Spielkultur beigetragen hat. Ein Weitschuss, der sich mit jeder Millisekunde auf seinem Weg in Richtung FCEH-Tor mehr verzog, schlug letztendlich seitlich über dem elegant durch die Luft schwebenden Mayer ein.
Ein Rückschlag, über den man sich aus schwarz-gelber Sicht zwar ärgern konnte – allerdings nur sehr kurz. Denn bereits fünf Minuten später schlug Dosek einen weiten Pass in die Schnittstelle hinter die Abwehr, wo Zenuni schneller am Ball war als der Eventus-Tormann und nach der eigenen Kopf-Vorlage seelenruhig die Kugel zum Ausgleich ins Tor rollte. Das Momentum trug jetzt das kurze Schwarze, doch der Herr Papa war mit diesem sexy Outfit offenbar (noch) nicht einverstanden – weitere fünf Minuten wurde die Endstation wieder unter die kalte Dusche geschickt. Die Strategie, mit Flanken in den Strafraum für Gefahr zu sorgen, ging erstmals voll auf, die Gäste fanden sich zur kollektiven Jubeltraube zusammen, nachdem einer der ihrigen unbedrängt und mutterseelenallein den Ball vorbei am chancenlosen Mayer ins Tor geköpft hatte.

Man lief also abermals einem Rückstand hinterher – keine angenehme Situation in einem Heimspiel. Doch erstens hat man in Hernals aktuell einen Lauf, und zweites einen bezirkseigenen Bomber vom Dienst. Ebenjener, der auf den Namen Zenuni hört, rückte die Sache (natürlich wieder fünf Minuten nach dem 1:2) für Gelb-Schwarz wieder etwas zurecht, indem er eine halbhohe Flanke von Breit mit einem Volley im Tor unterbrachte. Dem Abschluss, der den Ball im Schneckentempo hinter die Linie brachte, war eine schöne Kombination über die Seite vorausgegangen.
Mittlerweile neigte sich Halbzeit 1 dem Ende zu, und man konnte getrost behaupten, dass das bereits genug Action für 45 Minuten war. Unsere Mannschaft war anderer Meinung: Breit brachte in Minute 44 einen Freistoß von der Tor-Outlinie in den Strafraum, der Ball wurde von einem Gegner per Kopf verlängert und landete direkt bei Dosek, der sich ausnahmsweise mal mitten ins Getümmel geschlichen hatte. Der Volley aus drei Metern war eine leichte Übung, deren korrekte Ausführung für ein wohlig-warmes Gefühl der erstmaligen Führung bei nasskaltem Herbstwetter in der Pause führte.
Zur Pause verzichtete der Coach – entgegen seiner üblichen Vorgangsweise – auf Wechsel, was sich später noch auswirken sollte. Die Mannschaft hatte sich vorgenommen, in den ersten Minuten die Konzentration darauf zu legen, keinen weiteren Gegentreffer schlucken zu müssen. Und wie so oft im Leben ging ein Plan nicht auf – nach 50 Minuten war alles wieder ausgeglichen, 3:3.
Jetzt durften Florian Schramm und der steinige Andreas endlich mittun, und das machte sich gleich darauf bezahlt. Nach einer flachen Hereingabe von Steiniger fackelte Ortbauer nicht lang, übernahm den Ball direkt und schickte ihn wie einen jungen Seeadler segelnd direkt unter die Latte. Nach einer Stunde führten die Endstationellen zum zweiten Mal in diesem verrückten Spiel, dessen Drehbuch jenem der vorwöchigen Partie verdächtig ähnelte.
Diese Führung gaben unsere Jungs aber nie wieder aus der Hand, vor allem, weil sich Zenuni, der sich für seine Verhältnisse ungewöhnlich lange bis zum nächsten Torjubel gedulden musste, bei einem weiten Ball hinter dem letzten Verteidiger still und heimlich vorbei schlich, sich den Ball schnappte und sein 12. Saisontor erzielte. Fun Fact: Ebenjener Verteidiger, der in dieser Szene den Führenden der Torschützenliste aus den Augen verlor, hatte zuvor gegenüber seinen Abwehrkollegen immer wieder auf die Gefährlichkeit des Herrn von und zu Zenuni hingewiesen.
Und weil es gerade so viel Spaß machte, legte der Ballartist mit dem Hang zum Torerfolg gleich noch eines drauf.
Hanspeter ersetzte Khalil und der eine oder andere Wechsel hätte möglicherweise noch stattgefunden – wenn man nicht bereits zu drei Zeitpunkten gewechselt hätte. Der dadurch zum Zusehen verdammte Gold tröstete sich angeblich mit einer zusätzlichen Gerstenlimonade und dem nächsten Sieg über den entgangenen Einsatz und alle gingen glücklich nach Hause.

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