Natürlich gibt es mittlerweile diverse Horrorfilme und Gruselromane über sie. Jeder hat sich schon einmal über sie unterhalten. Und doch stellt sich einem bei genauerer Betrachtung die Frage: Hat sich eigentlich schon einmal jemand wirklich damit beschäftigt, was ein Zombie ist? Ein Toter? Ein Untoter? Ein lebendiges Wesen? Die Endstation nutzte den vergangenen Freitagabend jedenfalls, um dieser Frage in einem Selbstversuch nachzugehen.
Nach dem fulminanten 8:1 über Klosterneuburg war die Mannschaft voller Leben und gewillt, mit einem Heimsieg über Wisla Wien zumindest vorübergehend die Tabellenspitze zu erklimmen. Dies sollte mit einer etwas abgewandelten Version unseres Stammsystems und einem neuen Gesicht im Tor – Michi Grasl – gelingen.
Vor ihm formierten sich folgende Herren: Steininger, Thurnwald, Gold, Sladky; Hanspeter, Perzl, Schmidl, Breit; Havlik, Dosek und Khalil.
Der FCEH präsentierte sich leider von Beginn an nicht wie ein in Hochform agierender Anwärter auf die Tabellenführung, sondern eher wie eine gelb-schwarze Zombieratte – nicht tot, aber auch nur selten lebendig und sowohl in Defensive als auch in Offensive unberechenbar. Wisla agierte wie erwartet unangenehm: Ein Rempler hier, ein verstecktes Mätzchen da, zwischendurch die eine oder andere verbale Provokation. In der 25. Minute bekamen die zahlreich erschienenen Zuschauer nach ein paar Halbchancen zum ersten Mal ein Lebenszeichen unserer Zombieratte zu sehen: Nach einer Ecke bringen die Gäste den Ball nicht weg, Golds Schuss wird nur kurz abgewehrt und Khalil staubt trocken ab – 1:0!
Leider schien die Führung unser Team nicht wirklich zu beflügeln, sondern eher zu hemmen. Man versuchte zwar, sich durch die dicht gestaffelten Reihen des Gegners zu kombinieren, scheiterte aber immer wieder an zu wenig Tempo oder schlampigen Ungenauigkeiten im Passspiel. Auch in der Defensive schlichen sich immer mehr Nachlässigkeiten ein, sodass der Ausgleich kurz vor der Pause nur die logische Konsequenz war. Wisla presst etwas an, die FCEH-Verteidigung versucht das Ganze etwas naiv im eigenen Strafraum spielerisch zu lösen und wird prompt bestraft (39.). Ein etwas ungestümes Foul am Strafraumrand hätte das Spiel sogar beinahe komplett gedreht, doch unser neuer Mann zwischen den Pfosten ließ erstmals seine Klasse aufblitzen und entschärfte in Klassemanier den gegebenen Elfmeter.
In der Pause versucht Monsterdompteur Püsche die gelb-schwarzen Zombies aufzurütteln, um den lebenden Teil in ihnen aufs Neue zu wecken. Um für neuen Schwung zu sorgen, bringt er Zenuni und Sladky für Breit und Havlik. Ein Schocker ist aber eher das 1:2 in Minute 52, als sich der FCEH wieder einmal selbst ein Tor schießt. Zwischen Outlinie und Strafraumrand bekommt der gegnerische Stürmer gegen vier (!) Ratten viel zu viel Platz, legt ab für den aufgerückten Mittelfeldmann, der den Ball mit einem satten Schuss mitten im gelb-schwarzen Herz versenkt (52.).
Die darauffolgenden 25 Minuten sind wohl das, was Kinobesucher und Gruselfilmfans als den „blanken Horror“ bezeichnen würden. In bester Zombiemanier wankt die gelb-schwarze Ratte über das Feld, keine Spur mehr von Hochform oder Tabellenführung. Der Gegner, der bereits in Minute 60 mit Schauspieleinlagen und Zeitschinderei beginnt (Karma kommt übrigens immer zurück!) nützt die kollektive Schwächephase und legt nach zum 1:3 (72.). Jetzt schien klar: Der FCEH entscheidet sich an diesem Abend eher für tot als lebendig. Doch wie in jedem guten Film überrascht auch diesmal eine plötzliche Wende die Zuschauer: Während eines der verzweifelten FCEH-Angriffe bekommt ein Wisla-Verteidiger den Ball nach einer halbhohen Hereingabe im Strafraum an die Hand, der Schiedsrichter pfeift, es gibt Elfmeter. Zenuni schnappt sich die Kugel, verwandelt sicher und erweckt die längst totgeglaubten Jungs der Endstation (82.) zu neuem Leben.
Plötzlich hat sich das Bild komplett gewandelt, die Verunsicherung ist von gelb-schwarz zu blau-weiß gewandert. Der FCEH spielt auf einmal wieder mit Mut und Überzeugung nach vorne und kreiert Chancen, der Gegner wankt gefährlich. Und so kommt es, wie es kommen muss: Steininger macht den Schramm und wirft einen Einwurf mit einer Energieleistung an die Strafraumgrenze, wo Dosek den Ball direkt volley aus der Luft übernimmt und über den Tormann zum 3:3 trifft (86.). Die Untoten sind wieder lebendig! Doch sie leben gefährlich. Im überschwänglichen Taumel läuft der FCEH zwar an, um dieses verrückte Spiel letztendlich doch noch für sich zu entscheiden, fängt sich dadurch aber immer wieder brandgefährliche Konter. Einen dieser Gegenstöße kann Sladky nur noch mit einer Notbremse stoppen und darf sich anschließend vorzeitig mit Rot verabschieden (91.). Nach einer hektischen Nachspielzeit beendet der Schiedsrichter diesen 90-minütigen Adrenalintrip (Copyright: BVB), an dessen Ende man nicht so ganz weiß, was man von Leistung und Ergebnis halten soll. In Halbzeit 3 zeigt sich der FCEH übrigens wieder gewohnt quicklebendig. Der Duden sorgt in Sachen Zombie übrigens endlich für Klarheit: Es handelt sich dabei um einen „Toten, der ein willenloses Werkzeug dessen ist, der ihn zum Leben erweckt hat“ – zumindest wäre das jetzt geklärt.
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