Der Sommernachtstraum, der sich letzten Sonntag im fernen Donaustadt zugetragen hat, begann so befremdlich wie man ihn sich eben nur erträumen könnte: Als sich die Karawane soeben erst auf den Weg in Richtung Osten gemacht hatte, mussten die Ersten bereits wieder umkehren: Nicht weil es etwa an Wasserreserven mangelte, sondern vielmehr an der adäquaten Bekleidung. War dieses Hindernis erst überwunden, sahen sie sich jedoch schon mit der nächsten Aufgabe konfrontiert. Es galt die offiziellen Dokumente zu besorgen, ohne welche die Reise über das große Wasser so wenig Sinn gemacht hätte wie ein Regenschutz in der Wüste.
Während sich die Nachhut des Trupps von einem Abenteuer ins nächste schwang, kamen nach und nach die ersten, weitgereisten Mannen der Karawane in der heißen Donaustadt an. Guter Dinge unterhielt man sich über das sportliche Spektakel, das sich der Truppe dort bot, was zum Anlass einer bemerkenswerten Verwechslung führte. Als eine offensichtlich Einheimische den Gesprächen der Hernalser Exoten lauschte, konnte sie nicht anders, als diese zu fragen: „Es seids jetzt oba ned vom SC Kopten, oda?“ Als ihr dies verneint wurde, gab sie erleichtert zu: „Aso na, hob i ma scho denkt. Es seids ja doch a bissl z’wenig dunkel, deswegen.“
Unbeirrt vom Verwechslungsvorfall und ungehindert am Dressenmangel, widmete sich die Truppe nun dem Zweck ihrer langen Reise. Böse Zungen, die behaupten würden, dass es durch die fehlende Struktur vor dem Spiel zu einem legeren bis unzureichenden Aufwärmen gekommen sei, tun besser daran zu schweigen. Als nämlich 10 Minuten vor Spielbeginn die richtige Bekleidung für die Ratten eintraf (die dadurch in der Louis Vuitton Springcollection 2018 gelb-schwarz-rot spielen durften), war der Fokus der Gruppe deutlich zu spüren. Dieser zeichnete sich auch gleich in den ersten Spielminuten ab. Präsent ab dem ersten Moment baute die Mannschaft (entgegen der Anweisung ihres Trainers, die Kräfte zu schonen) Druck auf, dem die gegnerische Verteidigung nicht standhielt. Nach einer Traumkombination der Puff-WG, kam das wieselflinke Nachwuchstalent Hanspeter im Strafraum zu Fall. Der Routinier Zanzi „The Zanz“ Zanzinger verwandelte diesen eiskalt (wie auch immer das bei den Temperaturen möglich war). Es folgte ein erfolgreiches Pressing der Hernalser, was zu einer Doppelkombination Perzl-Schramm und Schramm-Perzl und somit zum 2:0 und zum 3:0 führte. Äußerst erwähnenswert war das schönste Tor des Spiels, das aber leider nicht in die offizielle Wertung aufgenommen wurde: Der neugeborene Schützenmeister, welcher erst letzten Mittwoch (vgl. Bericht „Nachtrag gegen Sublux“) seinen langjährigen Torbann gebrochen hatte, versenkte die Kugel von links mit unhaltbarer Wucht in der Gegend des langen Kreuzecks.
Nach einer Traumkombination aus dem Mittelfeld heraus schickte der kaltschnäuzige Zanz die südtiroler Wüstenrennratte in den 16er, wo diese nicht zu Fall, sondern zum lässigen Torschuss am Keeper vorbei kam – 4:0. Doch damit nicht genug; als das torhungrige Offensivdynamit erneut zum Schuss ansetzte und diesmal am Torwart scheiterte, war Perzl zu Stelle um sich ein zweites Türl abzuholen – 5:0 und wenig später ein Pausenpfiff. Die Umstellungen in der Pause brachten weiteres Angriffspotenzial mit sich, wodurch die Mitte weiter nach hinten und der Sturm auf die Seiten rückte, um vorne für Weese, der für Perzl kam und Zinaldin, der den laufstarken Nehmet ersetzen sollte, Platz zu machten.
Zwar kam es in der zweiten Hälfte nach einigen Flanken über rechts zu einer Beruhigung des Hernalser Spielflusses; jedoch ruhten sich die gelbschwarzen Ballkünstler keineswegs auf ihrem Vorsprung aus. Nach einer Unachtsamkeit, der Verteidigung durfte sich der Gegner aus seiner Torlosigkeit erlösen und kurz aufatmen. Diesen Sack schnürte aber schon kurz danach der Weltklassestürmer Zinaldin zu. Mit einer gekonnten Laufleistung, die beim VCM für Furore gesorgt hätte, startete der jüngste Endstationär durch, um sich bei der gegnerischen Eckfahne dann den Ball zu erkämpfen. Nach einer Passkombination war es nun wieder Zinaldin, der am Fünfer freien Raum vorfand und sich dort mit einem 6:1 belohnen durfte. Spätestens zu diesem Zeitpunkt roch unser Interimscoach die Lunte und befahl seinen Wohnungskollegen auf die Linie, um leibhaftig ins Spielgeschehen einzusteigen. Er selbst kam zwar nicht mehr zum Abschluss, jedoch löste sich gegen Spielende der Struwwelpeter der Gelbschwarzen aus der Mitte, um von rechts kommend das lange Eck zu beballen – Endstand 7:1.
Langer Schwede, kurzes Kinn: Aussagen treuer Fans, dass es von außen ein Traum gewesen sei zuzuschauen oder einfach die Tatsache, dass es in den letzten drei Spielen zu Toren von elf (!) verschiedenen Spielern gekommen ist, stellen einmal mehr dar, wie das Leder bei den Hernalsern zurzeit läuft: Danke für diese sagenhaften Fußballgeschichten aus der Traumwelt von 1001 und eine Nacht.
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