The last dance

Regen. Seit Stunden. Immer stärker. Es hätte durchaus bessere Vorzeichen für einen endstationellen Saisonabschluss der Extraklasse gegeben. Doch 90 Minuten vor den letzten 90 Minuten der Saison für den Verein und der Karriere für zwei ihrer Legenden hatte der Herrgott Erbarmen. So konnten die Ratten doch staubtrocken in die Partie gegen die Döblinger Lokomotive starten.

Das taten Kentamur im Tor, davor verteidigten Gold, Frömel, Loibl und Hahnenkamp. Nach starken Vorstellungen auf der doch neuen Position agierte Khalil neben Aistleitner als Sechser, die beiden Flügel besetzten Kronschläger und Dosek, die zum letzten Mal die Schuhe für Gelb-Schwarz schnürten. Im Angriff durften Sacken und Rzucidlo auf Torjagd gehen.

Apropos Torjagd – die begann bereits in Minute 2: Dosek wurde im Mittelfeld freigespielt und schüttelte einen Steilpass aus dem Fußgelenk, der schon kurz als etwas zu steil erschien, doch da hatte man die Rechnung ohne den pfeilschnellen Rzucidlo gemacht. Er erlief den Ball, umkurvte den Tormann mit sensationeller Körperbeherrschung, um auf den Beinen bleiben zu können, und schob aus sehr spitzem Winkel ein – der frühe Dosenöffner für die Endstation (2.).

Die Gelb-Schwarzen ließen auch in der weiteren Anfangsphase nicht locker und kombinierten sich immer wieder schön durch. Wie in Minute zwölf: Eckball Kronschläger und Khalil ist per Kopf zur Stelle und besorgt das 2:0. Die zahlreich erschienenen Fans (Vielen Dank für den Support!) stimmten bereits die ersten Jubelgesänge an, da gab es bereits den nächsten Volltreffer: Schöner Pass in die Tiefe von Aistleitner auf den durchstartenden Dosek, der Lok-Schlussmann kam mit dem Tempo eines Schnellzugs heraus und klärte im Rutschen den Ball außerhalb des Strafraums mit dem Fuß – direkt vor die Beine von Sacken. Der fackelte nicht lang, zog direkt ab und traf ins leere Tor (18.).

Als der eine oder andere Beobachter vielleicht schon mit einem Schützenfest rechnete, änderte sich allmählich der Charakter des Spiels. Einerseits lag das daran, dass sich die Endstation nun hin und wieder etwas weiter zurückfallen ließ und andererseits daran, dass dem Gegner eingefallen war, dass man zwar kein Spielverderber für das Hernalser Fußballfest sein, aber dann doch auch selbst ein bisschen kicken wollte. Mit dem komfortablen 3:0-Vorsprung ging es in die Pause. Während selbiger durften sich Aistleitner und Sacken bereits das wohlverdiente Bier schmecken lassen, für die beiden kamen Ortbauer und Hanspeter ins Spiel.

Halbzeit 2 war keine fünf Minuten alt, da drehte die Lok den Spieß um. Nachdem der Ball am eigenen Strafraum von der Endstation kollektiv nicht geklärt werden konnte, fasste sich Pichler ein Herz und traf mit etwas Mithilfe in Form von Abfälschen des Balles schön ins Kreuzeck (50.). Jetzt war zu merken, dass die Lok ein paar Kohlen nachgelegt und einen Gang hochgeschaltet hatte, das Spiel drohte zu kippen. Kurze Zeit später musste der bis dahin stark spielende Khalil mit einer Schulterverletzung raus, für ihn kam Voraberger. An dieser Stelle alles Gute, Mo!

Der Joker kam, sah und stach! Über Dosek und Hanspeter lief der Ball schön in den gelb-schwarzen Reihen und erreichte schlussendlich Voraberger, der mit links einfach mal abzog und genau in den Winkel traf (56.). Ein ebenso schöner wie wichtiger Treffer, der den 3-Tore-Vorsprung wieder herstellte. Doch unsere Döblinger Sportsfreunde wollten das nicht auf sich sitzen lassen und erhöhten noch einmal Risiko und Schlagzahl. Mit Erfolg: Nachdem sich Loibl um eine Schienenlänge verschätzt hatte, kam ein junger Mann an den Ball, der auf den klingenden Namen Victor de Villedon de Naide hört. Und was soll man sagen – mit diesem Namen muss man so eine Chance eben nutzen, und genau das tat der liebe Victor (65.).

Der Gegner ließ sich einfach nicht endgültig abschütteln, ohne unfair oder ungut zu agieren. So lässt sich über die letzten 25 Minuten dieses unterhaltsamen und kurzweiligen Spiels sagen: Beide Teams verabschiedeten verdiente Spieler (Farewell auch an die Döblinger Legenden!), der heutige Kapitän Kronschläger holte sich seinen verdienten Applaus, Dosek für die letzten Minuten seiner FCEH-Karriere die Schleife. Beide Mannschaften kamen noch zur einen oder anderen Chance, wobei der für Loibl gekommene Hörmann die beste vergab, als er an der Stange scheiterte.

Was folgte, war ebenso denkwürdig wie tragisch. Die beiden Legenden der Endstation wurden noch am Platz mit einer kurzen und knackigen Rede von Gold verabschiedet und mit genialen Trainings-Shirts und Bierduschen bedacht. In die Feierlichkeiten platzte leider auch ein großer, fetter Wermutstropfen. Der heute nicht im Kader stehende Steininger rutschte am Weg aufs Feld aus, Verdacht auf eine leider schwerere Verletzung und Abtransport mit der Rettung. Extrem bitter, aber wer Andi kennt, weiß, dass er sich da durchbeißt und stärker wieder zurückkommen wird!

In der dritten Halbzeit präsentierten sich die Döblinger ähnlich stark und genauso sympathisch wie davor am Feld, was zu einem extrem feinen gemeinsamen Ausklang führte. Selten in der 30-jährigen FCEH-Geschichte ein gegnerisches Team so gerne am Postplatz gesehen. Für die Mannschaft war das der letzte Tanz der Saison, für Kronschläger und Dosek überhaupt der letzte. Beide wird man aber auch in Zukunft wohl bei der einen oder anderen FCEH-Veranstaltung sehen.

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Jonny Dosek

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